Cosmo

Okt 29, 2023

… der „Feuerfuchs“ kommt an

Im Juli 2021 wurde Cosmo, gerade mal acht Monate alt, von jungen Menschen zu uns in die Station gebracht. Wir suchten dringend nach einem Zuhause, denn Cosmo sollte seine Jugend nicht in der Station verbringen. Aber als Husyk-Schäfi-Mix, obwohl absolut hübsch, wurde Cosmo lange Zeit „übersehen“. Sehr lange sogar – mehr als zwei Jahre! Letztendlich hat sich das Warten gelohnt. Mitte September 2023 durfte Cosmo ins neue Zuhause aufbrechen, zusammen mit Labi-Mix-Hündin Maja und gelassenen Zweibeinern, die Erfahrung haben, wie man einen unbändigen Jungspund zum Entspannen bringt. Unglaublich und mutmachend, was „unser Roter“ in nur einem Monat gelernt hat:

Liebes NFP-Team,
der Feuerfuchs ist jetzt einen Monat bei uns, und ich dachte, ich schicke mal einen Zwischenbericht!

Cosmo kommt an ….

Durch konsequentes Üben und wachsendes Vertrauen hat sich das „Stalken“ vor allem meiner Person durch die Wohnung gut gegeben – Hund kann tatsächlich auch mal im Körbchen liegen bleiben, wenn ich ins Bad gehe – es darf nur nicht zu lange sein, dann liegt der rote Schatten vor der Badezimmertür ….
Er bleibt mit Maja schon brav rund zwei Stunden alleine, das haben wir sehr kleinschrittig aufgebaut, auch mithilfe seiner „Decke“, auf die er sich schon prima schicken lässt. In unserem Ort, auf dem Übungsplatz und allgemein bei wenig Ablenkung ist er schon schön leinenführig, man merkt, dass auch schon bei Euch an den Grundkommandos gearbeitet wurde, ein großes Dankeschön an dieser Stelle!!
Maja und er verstehen sich gut, es gibt morgens Küsschen, und ab und an kann er sie mit seinem Charme davon überzeugen, mit ihm durch den Garten zu toben. Es ist für unsere Labi-Dame allerdings immer noch unbegreiflich, warum der rote Typ bei uns auch Futter !!! bekommt ….

Er ist wirklich sehr anrührend bemüht, alles richtig zu machen. In unbekannter Umgebung ist aufgrund der mangelnden Umwelterfahrungen erst mal wieder Feuerwerk zwischen den Tütenohren – er weiß gar nicht, wo er zuerst hinschauen, staunen und schnüffeln soll. Meist ist er aber trotzdem ansprechbar, die Aufmerksamkeit ist dann aber eher welpenmäßig kurz. Aber wir tasten uns langsam vor, gehen heute mal ein Stück an der Bundesstraße spazieren, „Autos gucken“, morgen wagen wir uns mal über eine Fußgängerbrücke, immer unterbrochen von Entspannung im Grünen. So haben wir uns auch an die entsetzlichen E-Autos gewagt – nach seiner anfänglichen Panikattacke kann er mittlerweile – zwar vorsichtig, aber sehr mutig – diese Monster beim Ein- und Ausparken betrachten. Käsewürfel helfen!

Ebenso hilfreich ist seine riesengroße Neugier, letzten Endes möchte er sich doch selbst gruselige Sachen näher ansehen, er ist wirklich ein mutiges Tierchen. Der Eindruck der Hundeschule ist auch der, dass er – ohne seine Umweltunsicherheit – ein recht gechilltes Kerlchen ist! Also üben wir fleißig weiter „Neue-Dinge-Gucken“!

Hundebegegnungen verlaufen meist sehr unspektakulär, manchmal hampelt er ein bisschen herum, weil er den Anderen gerne „abchecken“ würde oder einer netten Hündin seine Komplimente machen. Da muss er halt akzeptieren, dass das teilweise nicht gewünscht ist. Da das nicht immer leichtfällt, muss mal frustriert gekläfft werden – er lässt sich aber sofort unterbrechen und ansprechen. Das ist jetzt einfach noch ein bisschen Feinschliff.

In der Hundeschule hatten wir bis jetzt Einzelstunden, diese Woche wird er zum ersten Mal in einer kleinen Gruppe dabei sein. Er hat – neben unserer eigenen Hündin – einige Hündinnen kennengelernt, mit denen er auf dem Gelände der Hundeschule mal so richtig abrocken kann – seine Favoritin ist eine 40-kg-Rottidame! Da kann er mal so richtig Dampf ablassen, da ist unser Garten einfach zu klein! Und unsere Maja hat mal ihre Ruhe vor dem Jungspund.

Ich hatte eigentlich vor, ihn ans Laufen am Fahrrad zu gewöhnen, da das gleichmäßige Traben auch entspannend wirkt, habe das aber aufgrund seiner anfangs teilweise recht heftigen Reaktionen auf Neues erst mal hintangestellt, denn das ist zur Zeit einfach zu gefährlich für alle Beteiligten. Um aber ein bisschen regelmäßige körperliche Auslastung bieten zu können (Ableinen ist noch in weiter Ferne, stattdessen haben wir ja mittlerweile schon Sicherheitsgeschirr Nr. 2), schnuppern wir nächste Woche mal bei den Pfalz-Mushern e.V. beim Scootertraining rein.

Was er sehr gerne macht, ist Nasenarbeit; um so ein bisschen ein gemeinsames Hobby zu haben, habe ich angefangen, Zielobjektsuche mit ihm zu machen. Da ist er begeistert mit dabei und sucht „seine“ Wäscheklammer auch schon sehr konzentriert!! Und ausdauernd! Das macht uns beiden richtig Spaß, zumal er den Clicker wohl schon kannte. Irgendjemand hat ihm auch „Pfotegeben“ und “Hand-Touch“ beigebracht – das hat er zwischendurch immer mal angeboten, wenn er nicht gleich wusste, was ich so von ihm will
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Mittlerweile bringt er auch ein (Futter-)Dummy schön zurück, das ist auch eine gute Möglichkeit, um gerade unterwegs Beschäftigung anzubieten – statt den Rehen hinterher zu starren (auch das ist ein großer Fortschritt – anfangs hing er mit allem, was geht, in der Leine bei Wild oder Katzen!)

Ich habe vieles über Rituale aufgebaut, damit er sich orientieren kann, so auch, dass vor dem Füttern z. B. Augen, Ohren, Zähne kontrolliert oder Pfoten angeschaut oder geputzt werden können, das macht er mittlerweile prima mit!

Die Haustür ist immer abgeschlossen – sowohl er als auch Maja können Türen öffnen! Auf seiner Decke kommt er sofort zur Ruhe, meist fallen auch gleich die Augen zu. Wenn er Tendenzen zum „Hochdrehen“ zeigt, z. B. bei Begrüßungssituationen oder nach Spiel oder Training („nach müde kommt blöd …“), bekommen wir ihn schnell durch Spielabbruch, Festhalten oder kurzes Anleinen in die Ruhe. Auf gar keinen Fall dürfte man sich jetzt auf diese „Energie“ einlassen! Er zeigt auch unterwegs oder im Training klar durch Übersprung (Wälzen oder In-die-Leine-Beißen), dass es jetzt für ihn genug ist. Nach einer einfachen Übung zum „Abschluss“ lassen wir es dann für den Zeitpunkt gut sein.

Da Maja im Haus nicht meldet (dem Labi ist‘s einfach egal …), ist auch er cool, wenn die Nachbarn durch den Flur gehen. Ein großer Vorteil bei mehreren Parteien! Mal schauen, ob es so bleibt oder ob der innere Schäferhund irgendwann übernimmt!

Zuhause ist er super ruhig, war von Anfang an stubenrein, hat bis jetzt nichts kaputt gemacht, weiß unsere Abläufe und dass er z. B. nicht in die Küche darf, zu seinem großen Kummer …. Er schmust wie ein Kätzchen und ist im Alltag ein richtig lieber und gutmütiger Hund, den unsere gesamte Familie schon ins Herz geschlossen hat, wir natürlich sowieso!!

Fazit?
Ein Menge Arbeit (wussten wir ja), Geduld, ein langer Weg, kaputte Sicherheits!!-Geschirre und zerrissene Lieblingsjeans … aber jeder Schritt lohnt sich, wenn man sieht, wie unser Feuerfuchs auftaut, lernt, sich rührend bemüht, das Leben feiert und jeden Tag mehr Vertrauen entsteht.
Jederzeit wieder!!

Liebe Grüße aus dem Hessenland,
I. H., T. S., Maja Lady Labi und Cosmo Feuerfuchs

Es ist uns allen eine große Freude, dass Cosmo sich so gut mit Ihnen entwickelt. Wir haben es ihm so sehr gewünscht! Sie machen das so toll und mit viel Empathie. Vielen herzlichen Dank dafür und für Ihren Bericht, der hoffentlich anderen auch ein nachzuahmendes Beispiel an Geduld und Kompetenz sein wird.

Das Team der Nothilfe für Polarhunde