Mavy (Baby)

Nov 20, 2023

Mavys Verlust trifft uns unvorbereitet, heftig, wirft einen um, zerreißt einem das Herz… Wir finden kein passendes Wort dafür, es ist ein Gefühl.
(C.B.)

* 01.01.2011 † 09.11.2023

Als die Husky-Hündin Baby am 10. April 2023 als Mitglied eines vierköpfigen Rudels in die Station gebracht wurde, schienen die Hunde mit fremden Menschen nicht vertraut und wir fingen bei den Basics mit ihnen an. Alle vier saßen anfangs ‚nahezu staunend‘ im Gehege und schauten sich den Ablauf auf der Station an, als wäre es ‚ganz großes Kino‘ für sie. Sie sind allerdings sehr neugierig, begannen bald von sich aus die Kontaktaufnahme mit dem Pflegepersonal und ließen sich teilweise recht zügig darauf ein, angefasst zu werden. Baby war eine der schnellsten.
Sie hatte auch etwas geschafft, was uns in fast 30 Jahren Nothilfe für Polarhunde noch nicht passiert war. Sie brachte einen Wurf in ihrem Unterleib mit in die Station, ohne dass wir es wussten. Erst ihre körperliche Veränderung machte uns darauf aufmerksam. Baby wurde behutsam an geschlossene Räume herangeführt, die sie nicht gewohnt war. Und in Windeseile stellten wir die erste unserer zusätzlichen Hundehütten fertig, die Baby gleich mit Begeisterung bezog und im Raum hinter dem Windfang aus Decken ein Nest baute.
Am Abend unseres Tages der offenen Tür am 13.05.2023 gebar Baby in der Hütte ihren ersten Welpen. Ihre persönliche ‚Hebamme‘ Simone zog mit ihr und dem ersten Welpen anschließend in die Wurfkiste um. Nach dem dritten Welpen durfte Simone bereits die Trocknung des Nachwuchses übernehmen. Baby zeigte damit großes Vertrauen in uns Menschen. Baby war eine wunderbare Mutter. Mit viel Geduld und Erfahrung betreute und erzog sie ihre Welpen. Sie genoss auch die kleinen Pausen von ihren Mutterpflichten und vertraute uns währenddessen ihre Welpen an. Baby bekam eine faszinierende Ausstrahlung und genoss es stündlich mehr, von uns Menschen umgeben zu sein und gestreichelt und gepflegt zu werden. Diese Ausstrahlung wirkte wohl auch auf eine Dame, die vor ein paar Jahren schon einmal eine faszinierende ältere Hündin von uns adoptiert hatte. Am 30.09.2023 fuhren alle zusammen ins gemeinsame Zuhause. Baby hätte es nicht besser treffen können. Mit viel Geduld und in kleinen Schritten sorgte Frau v. A.S. dafür, dass sich Baby an ein für sie völlig neues Leben im Haus und an ihren neuen hündischen Partner Shadow gewöhnen konnte. Mit dem neuen Namen Mavy und viel Empathie wurde Baby in die Familie integriert. Wenige Wochen darauf erreichte uns folgende Nachricht:

Liebes Team der Nothilfe für Polarhunde,

Leider muss ich eine traurige Nachricht überbringen. Das Glück im Paradies war viel zu kurz. Nach anfangs etwas ruppigem Start hat Mavy sich gut eingelebt. Sie war eine neugierige quirlige Hündin. Auch mit Shadow hat es immer besser geklappt.
Sie war angekommen. Spazieren über die Wiesen war toll, dann konnte man nach Mäusen graben und das Ziehen war vergessen. Es war so schön zu sehen, dass sie es genossen hat, einfach Hund zu sein.
Doch letzten Montag kam die Wende. In der Früh beim Gassi gehen hat sie einen Igel ausgegraben und hineingebissen. Sie ist dermaßen erschrocken, dass sie sich den ganzen Tag verkrochen hat. Bei der Abendrunde hat sie wieder gebuddelt und plötzlich hat sie sich wie im Schock hingelegt. Wir fuhren zum Tierarzt, sie kriegte eine Schmerz- und Entzündungshemmende Spritze und es schien alles wieder ok. Di und Mi war sie wieder die alte. Doch am Do Morgen beim Spazieren hat sie plötzlich angefangen zu wanken und ist kollabiert. Notfallmäßig ging es wieder zum Tierarzt. Ihr Kreislauf war bedrohlich im Keller. Die Temperatur nur noch 36°. Also bekam sie eine Infusion. Das Blutbild war auch schlecht. Der Ultraschall und das Röntgenbild zeigten, dass es Flüssigkeit im Brustkorb hatte. Die Punktion war Blut.
Das einzige, was ich noch für sie tun konnte war sie gehen zu lassen. Die Tierärztin vermutet, dass etwas Vorhandenes geplatzt ist.
Es hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen. Ich hätte ihr noch viel mehr Zeit gewünscht. Auch Shadow sucht sie. Doch die kurze Zeit, die wir zusammen hatten bleibt für immer in Erinnerung. Die Trauer ist groß.

Liebe Grüße
I. von A. S. und Shadow

Liebe Frau von A. S., Mavy hat in den letzten Monaten eine so erfreuliche Entwicklung erlebt und ist so erstaunlich schnell aufgeblüht. Dass sie zu Ihnen ziehen durfte und das Familienleben im Haus genossen hat, war für uns alle die größte Freude. Wir hatten es uns so für sie gewünscht und es wurde wahr. Niemand hätte das Geschehene erwartet. Es tut uns so leid. Wir fühlen mit Ihnen und Shadow.
Ein kleiner Trost bleibt uns allen, Mavys Glück währte nicht lange an Zeit. Aber wir alle durften erleben, wie sie in den letzten Monaten und Wochen be- und geachtet, sehr intensiv ihr neues Leben genossen hat. Dafür sind wir sehr dankbar.

Das Team der Nothilfe für Polarhunde