Cosmo

Jan 13, 2024

Wenn ich hier versuche, ihn zu beschreiben, so tue ich das, um ihn nicht zu vergessen.
Es ist traurig, einen Freund zu vergessen. Nicht jeder hat einen Freund gehabt.
(Antoine de Saint-Exupéry)

* 20.11.2016 † 02.07.2023

Der hübsche Rüde startete nicht unbedingt in ein Leben wie im Bilderbuch. Über neue Medien verkauft, wechselte er in seinen ersten Lebenswochen dreimal den Besitzer. Spurlos ging das auch an Cosmo nicht vorbei. Als er im September 2017 zu uns auf die Station kam, hatte er einen ganzen Rucksack voller Aufgaben dabei, die es auf dem Weg in seine Neue Zukunft mit ihm behutsam zu lösen galt.
Cosmo testete anfangs Grenzen aus, war dabei oft grob, zeigte sich unausgelastet und wollte ungern alleine bleiben.
Er war einer dieser ganz speziellen Hunde, die etwas länger warten, bis ganz spezielle Menschen in ihr Leben kommen. Im Herbst 2018 war es so weit. Seine neue Familie kam an vielen Wochenenden auf die Alb, um ihn kennen zu lernen und sein Vertrauen zu gewinnen. Nicht zuletzt ihre ruhige Ausstrahlung zeigte Erfolg bei Cosmo. Am 2. Dezember 2018 durfte Cosmo mit ins Auto steigen und seine Heimreise in die Pfalz antreten. Das Ende kam unverhofft und unerklärbar:

Es ist mehr als 6 Monate her, dass wir uns von Cosmo verabschieden mussten. Mittlerweile ist Sky bei uns und erhält viel Aufmerksamkeit. Während ich jetzt hier sitze und den Abschied für Cosmo schreiben will, schießt mir das Wasser in die Augen und ich kann kaum die Buchstaben sehen….
Im Dezember 2018 haben wir Cosmo von der Nothilfe für Polarhunde zu uns geholt. In meinen Augen war Cosmo ein besonders schöner Husky, aber nicht leicht zu führen. Das hatte damals mein Partner Claus gleich erkannt und sich deshalb besonders für Cosmo interessiert.
Für mich war das Leben mit einem Hund neu….und es gab mehr als einen Spaziergang, bei dem mir die Tränen liefen…… – nein – nicht vor Anstrengung oder weil Cosmo schwierig war, sondern weil ich mein großes Glück – mit Cosmo meinen Alltag zu leben – kaum fassen konnte. Wir haben so viel Wunderschönes zusammen erlebt: viele Kurse in der Hundeschule besucht, in denen er sich dann als Vorzeigeschüler präsentierte und es sogar in die „Strebergruppe“ schaffte.
Lange Wanderungen im Pfälzer Wald, Mehrtagestouren mit Rucksack.
Er verhielt sich vorbildlich im Büro und liebte meine und seine KollegInnen.

Wir nahmen ihn überall mit hin, denn Cosmo mochte nicht allein bleiben. Anders als andere Huskies, die zu „Zerstörungswut“ neigen, wenn ihnen etwas missfällt, hat Cosmo herzzerreißend geheult. Gingen wir kurz einkaufen – stand er an der Balkon- oder Terrassentür und wartete heulend auf unsere Rückkehr. Okay, akzeptiert – er ging also überall mit – nur das Auto hat er als Rückzug akzeptiert. Darin blieb er gerne und auch mal allein.
Im Herbst 2019 starteten wir mit dem Dogscootern. Allein wollte Cosmo den Roller nicht ziehen, aber sobald ein Hund mit Besitzer vorausfuhr, dann wollte er der Erste sein und war unfassbar schnell. Nur Ludwig – ein Bullterrier – durfte ihn überholen.

Nach unseren ca. 8-10 Km Touren lagen dann alle erschöpft beieinander und sahen ziemlich glücklich aus. Ab Oktober bei sinkenden Temperaturen fuhren wir 2x in der Woche bis in den Mai hinein, wenn es kühl genug war.
Besonders aufregend waren die Abendfahrten im Dunkeln mit den Hunden – und – bei Wind und Wetter – ist ja klar. Spaziergehen wäre bei Regen mit Cosmo nicht möglich gewesen. Da hat er keinen Fuß vor die Tür gesetzt. Aber Scootern ging immer 😉
Im August 2020 bezogen wir unser eigenes Haus mit großem eingezäuntem Garten. Hier hatte er viel Freilauf und es war auch im Sommer dann für ihn leichter mal ein kühles Plätzchen zu finden. Besonders gern lag er in der Dusche…

Bis zum Herbst 2022 dachten wir, eine robuste Fellnase mit Cosmo bei uns zu haben. Dieses Gefühl geriet ins Wanken, als er plötzlich – ohne erkennbaren Grund – ataktisch lief und wir uns das nicht erklären konnten. Das CT zeigte eine Aussackung im oberen Bereich der Wirbelsäule und das Röntgen eine Hüftdysplasie hinten rechts sowie degenerative Veränderungen an den Gelenken beider Vorderläufe.
Der erste Gedanke war, okay – nun ist er bald im Rollwagen …………..
Dem war aber nicht so……mit Physiotherapie, Gabe von Traumeel und etwas mehr Ruhe, lief er binnen weniger Wochen wieder besser.

Wie beim Menschen, waren wir der Ansicht, auch mit Arthrose ist Bewegung wichtig und gut. Wir haben ihn nur so belastet, wie er es konnte und gut mitgemacht hat. Auch an das Dogscootern über Winter hatten wir uns wieder herangetastet und Cosmo hatte weiterhin großen Spaß daran. Ohne Stress hat er zwischen 5 und 8 km gut gemeistert. Das Gangbild hatte sich wieder normalisiert.
Bis April 2023 sind wir gescootert und dann wurde es mit höheren Temperaturen und Beginn des Sommers ruhiger– wir hatten für Juli einen Urlaub in Kärnten, nahe der slowenischen Grenzen geplant.
Einen Tag vorm Urlaub – am 01.07.2023 – stand Cosmo morgens auf und konnte kaum laufen. Er war sehr wackelig, wirkte ausgetrocknet (wollte aber nichts trinken) und uns war sofort klar, wir müssen in die Tierklinik. Im Röntgen zeigte sich eine weite Speiseröhre, Luft im Bauch und er hatte wohl auch aspiriert. In der Tierklinik wurde Blut genommen, eine Infusion gelegt, er bekam Medikamente und es wurde ein Ultraschall aller Organe durchgeführt. Es ging alles so schnell, er konnte trotz Infusion kaum laufen ist hinten weggesackt. Auch die Tierärzte standen vor einem Rätsel, woher dieser extrem schnelle neuro-muskuläre Ausfall kam. Es gab verschiedene Verdachtsdiagnosen wie Myasthenia gravis, eine Hirnhautentzündung oder später wurde noch eine Bleivergiftung angenommen….(aber woher? Das haben wir uns gefragt….)

Für eine MRT und Liquorpunktion war Cosmo schon zu schwach. Es war schrecklich das anzusehen… binnen weniger Stunden wurde die Atmung schwächer und die Muskulatur versagte. Der zuständige Tierarzt konnte uns keine Hoffnung machen. Die Ursache für dieses Ereignis ist und bleibt unklar (Labor und Ultraschall waren unauffällig)….. 2 Stunden später war er tot. Cosmo ist am 02.07.2023 mit 6 Jahren und 7 Monaten gestorben.
Es ist für uns immer noch unbegreiflich und unendlich traurig. Die offenen Fragen nach dem „Warum“ bleiben unbeantwortet. Cosmo´s Asche steht in einer Urne mit Bild im Haus und wird immer bei uns bleiben.
Jetzt – einige Monate später – ist die Traurigkeit unverändert. Sie hat sich jedoch mit einer großen Dankbarkeit gepaart, dass Cosmo unser Leben für 4 ½ Jahre soooo sehr bereichert hat. Das Gefühl lässt sich nicht in Worte fassen.
Wir waren eine Einheit zu dritt und die Zeit mit Cosmo war so intensiv, als wären es 10 Jahre gewesen….

Liebe Daniela, lieber Claus,
vielen herzlichen Dank, dass Ihr Cosmo dieses erfüllte, artgerechte Leben mit Euch ermöglicht habt. Wir sind sehr froh, dass Ihr Euch langsam auch wieder an die schönen gemeinsamen Momente erinnern könnt. Auch wir werden Cosmo nie vergessen.

Das Team der Nothilfe für Polarhunde