Helga

Jun 22, 2025

Auf dem Friedhof sehe ich Gräber, schön gepflegt mit Blumen und Sträuchern.
Laßt mein Grab verwildern und gebt mir zu Lebzeiten die Blumen.
(Kristiane Allert-Wybranietz)

* 01.09.2012 † 03.06.2025

Helga war ein fröhlicher Hund mit einer großen ‚Bandbreite‘ an Eigenschaften und Verhaltensweisen, die teilweise nahezu widersprüchlich erschienen.

Bald nach ihrer Ankunft Ende Februar 2019 gab es fast schon ein ‚geflügeltes Wort‘ auf der Station: Helga hat Husten! Sie hatte dabei den Auswurf eines Kettenrauchers und wir verdächtigten sie im Spaß, nachts heimlich Zigarren zu rauchen. Es hätte auch gut zu ihrem Wesen gepasst!
Mittels Schleimlöser wurde das Husten besser, der Auswurf klarer, die Analysen ergaben eine saubere Lunge, Parasitenbefall konnte ebenfalls ausgeschlossen werden. Ende Mai bekam sie eine Infektion, die behandelt wurde, der Husten war wieder schlimmer geworden. Keine idealen Voraussetzungen für eine Vermittlung trotz ihres sonnigen Gemüts.

Das brachte sie Ende Juni zu uns, da sie sich auch mit unserem Rüden gut verstand. Hank, der überzeugte Einzelhund, war wohl von Helgas Rubensfigur und Parfüm völlig begeistert. Wir haben viel zusammen unternommen und viel gelacht.
Als Hank alt und krank wurde, verhielt sich Helga sehr sozial. Sie schlenderte die immer kürzer werdenden Runden in Hanks Tempo mit, da er immer noch großen Wert auf gemeinsame Schnüffelrunden legte. Ab und zu, wenn er tief schlief, schlichen wir uns davon und liefen stramm. Als Hank uns verließ, veränderte sich Helga. Sie wurde offener und fand das Leben als Einzelhund klasse. Alles meins! Das war die neue Parole. Insbesondere, wenn es ums Essen ging, war sie völlig egoistisch. Sie hatte Hundefreunde, die wir in Bayern und auf der Schwäbischen Alb regelmäßig trafen. Sie freute sich, spielte sogar die jungen Rüden an, hatte dann aber wieder genug und zog gerne allein weiter und machte ihr Ding.

Helga war tiefenentspannt. Die Hauptsache, sie konnte überall dabei sein, das gefiel ihr gut. Wenn ihr etwas nicht passte, konnte sie aber auch richtig ungeduldig und zornig werden. Z.B., wenn sie von der Tierärztin eine Spritze bekam. Und die bekam sie oft in ihrem Leben. Helga fing sich immer wieder eine Entzündung ein. Ich hatte gelernt sie genau zu beobachten und an winzigen Anzeichen zu erkennen, dass sie wieder krank wurde. Denn so empfindlich und anfällig ihr Körper war, ihr Gemüt war robust. Sie hat niemals gejammert.
Helga hat viel gelernt, nur eines nie: Gammel liegen zu lassen und nicht zu schlucken. Ich habe die vergammelten Mäuse nicht gezählt, die ich ihr aus dem Fang geholt habe, bevor sie wieder Durchfall bekam.

Im letzten Jahr war sie immer häufiger krank, auch der Husten wurde wieder schlimmer. Aber die Lunge war immer noch in Ordnung. Außerdem wurde Helga manchmal wunderlich. Dazu kam Fieber, das gegen Ende nicht mehr durch Antibiose senkbar war. Die Vermutung der Ärztinnen deutete auf einen Tumor. Ich kochte ‚linguine al pollo‘ für Helga, die ihr schmeckte. Weitere Analysen liesen wir sein und Helga in Würde gehen.

Wir hatten sechs intensive Jahre mit Helga erlebt und es ist uns gelungen, ihr während dieser Zeit ihre ‚Blumen‘ zu geben. Ihre Asche haben wir an ihrem Lieblingsplatz im verwilderten Garten vergraben. Dort hat sie immer gerne die Wühlmaus-Erdaufwürfe hypnotisiert und gehofft, eine zu erwischen. Sie fehlt uns sehr.

Christiane und Uwe