Jacky

Feb 18, 2023

Es gibt Momente im Leben, da steht die Welt für einen still.
Und wenn sie sich dann weiterdreht, ist nichts mehr, wie es war.
(unbekannt)

* 07.09.2008 † 12.07.2022

Das erste, was wir von Jackys Leben wissen, ist, dass sie einer Dame geschenkt wurde, die sich überhaupt keinen Hund gewünscht hatte. Trotzdem tat das überrumpelte Frauchen alles, um Jacky gerecht zu werden, und nahm sogar einen zweiten Hund auf, damit Jacky sich während ihrer Abwesenheit nicht so alleine fühlen sollte. Aber nun heulten zwei Hunde, und das Frauchen sah keinen anderen Ausweg, als beiden Hunden die Chance auf eine andere Familie zu geben. So zog Jacky als ungefähr 15 Monate altes Hunde-Mädel mit weitgehend unbekannter Vergangenheit in unserer damaligen Station in Horb ein. Als zurückhaltende Alaskan Husky, die nicht alleine bleiben wollte, tat sich Jacky schwer in der Vermittlung. Aber dann zeigte eine Familie mit Hunde-Sitterin Interesse an Jacky und einer weiteren unserer Hündinnen – die Hunde der Sitterin entschieden sich für Jacky, und die Zweibeiner akzeptierten diese Entscheidung. Am 21.11.2009 durfte Jacky in ihrer Familie einziehen. Dass diese Entscheidung richtig war, zeigte sich schnell: Jackys Zurückhaltung Männern gegenüber und ihre Abneigung dagegen, alleine zuhause zu bleiben, war schnell „Geschichte“. Sie bekam eine Gefährtin, Rehpinscher Luna, und die beiden wurden ein untrennbares Dream-Team. Bis zum 12.07.2022, als Jacky über die Regenbogenbrücke ging und eine tieftraurige Familie, Zweibeiner und Luna, zurückließ.

‘Hallo liebes Team,
ich bin recht spät dran und melde mich auch nicht mit guten Nachrichten. Es ist nicht mal zwei Jahre her, dass ich Euch endlich einen Lange-glücklich-Bericht geschrieben habe. Seitdem ist eine Menge passiert und hat leider darin geendet, dass wir Jacky am 12.07.2022 erlösen mussten.
Ende 2020 haben sich merkwürdige Dinge gehäuft. Die Ausfallerscheinungen wurden schlimmer und häufiger. Sie hat auch mit Vorliebe den lieben langen Tag die Wand angestarrt und durch uns alle hindurchgeschaut. Daraufhin haben wir alles Mögliche untersuchen lassen, und der Tierarzt kam zu dem Schluss, dass unsere Große an Demenz und Arthrose leidet. Gegen die Demenz ließ sich nicht viel tun. Sie hat ein Präparat bekommen, das ihren Kopf ein bisschen besser durchblutet hat, und Librella hat dafür gesorgt, dass die Arthrose nicht mehr ganz so schmerzt.
Für uns stand an dieser Stelle fest, unsere Jacky wird alt …. Leider neigt der Mensch zum Vergessen, und Jackys Fell hat es uns nur zu leicht gemacht. Die Große war eben schon immer weiß und grau … so sind die Jahre an uns vorübergezogen, und so richtig hat man ihr das Alter nie angemerkt. Nun stand es irgendwie fest: wir haben eine Hunde-Omi. Wir haben das Beste daraus gemacht und gehofft, dass wir schmerzfrei weiterkommen und noch einen schönen Lebensabend zusammen haben.
Die Zähne der Großen waren nie die Besten, und so mussten wir im Frühjahr 2021 noch einmal Zahnstein entfernen lassen. An dieser Narkose hat sie lange geknabbert, und leider hat dies auch zur Verschlechterung ihres allgemeinen Zustandes geführt. Sie war wackliger auf den Beinen, Übersprunghandlungen gab es immer häufiger, und seit da hatten wir Schwierigkeiten mit dem Fressen. Es war ein bisschen, als ob sie vergessen hat, dass sie essen muss und dass es eben auch lecker ist.
Tagsüber hat sie fast nur noch geschlafen, und abends/nachts ist sie zu ihren Wanderausflügen aufgebrochen. Nervöses Wandern im Haus und Garten hat bis dahin schon zum Alltag gehört, aber das Niveau war nun höher. Sie kam einfach nicht mehr zu Ruhe. Nachts haben wir uns dann entschieden, dass es nun an der Zeit ist, die Zügel lockerer zu lassen. Mit ins Schlafzimmer war schon immer gewünscht, doch normalerweise wurde dort das Körbchen benutzt. Dies hat leider am Ende aber keine Ruhe gebracht. Deswegen ließen wir sie ab Sommer 2021 mit ins Bett. Dort hat sie einigermaßen Frieden gefunden und hat auch wieder ein bisschen geschlafen.
So haben wir uns von Woche zu Woche gehangelt. Mittlerweile waren wir alle drei Wochen zu Gast beim Tierarzt, um uns die Librella-Spritze abzuholen. Die Tierärztin ist dort auch immer prächtig auf sie eingegangen und hat selbst in Corona-Zeiten die Schwester rausgeschickt, auf die Tisch-Prozedur verzichtet und hat immer mich helfen lassen.
Wir gingen auf den Winter zu. Mittlerweile mehrten sich die Phasen, wo sie uns nicht mehr zu erkennen schien. Dies galt für uns alle. Die Zeiten, in denen sie aktiv bei uns war und am Leben teilnahm, wurden immer weniger. Fressen schwieriger, Laufen war eine Katastrophe. Für eine Runde, die normalerweise 15 Minuten dauert, brauchten wir nun gute 30 Minuten, und immer der sanfte Druck, um sie überhaupt vorwärts zu bekommen. Gut, ihrer Meinung nach war das sicherlich auch überflüssig, denn die „Unfälle“ daheim häuften sich. Oft auch so unverhofft, dass wir uns sicher waren, sie wusste manchmal einfach nicht mehr, dass sie hierfür eigentlich raus sollte.
Im Frühjahr 2022 war auf einmal alles komisch. Sie bekam Schlagseite, torkelte, jammerte und lief ständig im Kreis. Für uns kam das urplötzlich und für sie anscheinend auch. Schnell zum Tierarzt, und der diagnostiziere geriatrisches Vestibularsyndrom. Eine Ursache fand sich hierfür nicht. Blut in Ordnung, Öhrchen gut. Bis heute sind wir uns nicht sicher, ob es vielleicht nicht doch ein Tumor war, der es auslöste. Hiervon erholte sie sich nochmal, aber nie wieder voll. Von da an hatte sie Schlagseite nach rechts, und das Laufen war schlimmer als je zuvor.
Zum Sommer wurde es immer schwieriger zu fressen. Mittlerweile war sie nur noch bei 17 kg, und Jacky hat auch keinen Grund mehr gesehen zu fressen. Egal, wie wohlschmeckend es roch, und gleichgültig, was wir ihr angeboten haben, es fand bei ihr kaum bis keine Begeisterung. Zusätzlich war Gassi eine mittlerweile lästige Angelegenheit für sie.
Nach häufigen und langen Gesprächen mit dem Tierarzt, bei denen sich alles darum gedreht hat, was man noch tun kann, um ihr das Leben wieder zu verschönern und sie zum Fressen zu bewegen, stand leider fest: man kann eben nichts mehr tun. Therapeutisch war alles ausgereizt
Wir hätten es sicherlich noch ein paar Wochen rauszögern können, denn so ein Hund kommt auch eine ganze Weile ohne Fressen aus. Wir haben uns lange gewunden und uns am Ende entschieden, dass ein bloßes egoistisches Hinauszögern für uns nicht in Frage kommt.
Jacky hat uns immer Freude geschenkt und war ein fantastischer Wegbegleiter. Als Mitglied in unserer Familie haben wir alle Kosten gerne in Kauf genommen, um ihr die beste Behandlung zukommen zu lassen, denn nichts weniger hat sie verdient. Leider kommt aber eben der Tag, an dem sich mit Geld nicht mehr alles erkaufen lässt.
Aufgrund der Corona- Bestimmungen musste mein Mann sich zuhause von ihr verabschieden. Luna und ich sind mit ihr bis zur Regenbogenbrücke gegangen. Der 12.07.2022 war ein trauriger Tag für uns, wir hoffen aber, dass wir für Jacky das Richtige entschieden haben und sie schmerzfrei und mit klarem Kopf tollen kann, wo auch immer sie nun ist. Das Bild symbolisiert sie vollauf: mein ruhiges zärtliches Mädchen.
Ich hoffe, Ihr nehmt es mir/uns nicht übel, dass wir uns jetzt erst melden. Wir waren am Anfang nur mit uns und der trauernden Luna beschäftigt. Der Verlust hat sie härter getroffen, als ich es mir je vorgestellt hätte. Gestern kam der Bescheid für die Hundehaftpflichtversicherung, und da ist mir erst aufgefallen, dass ich Euch noch nicht informiert habe.
Wir danken Euch für 12 Jahre mit unserer Großen und bereuen keinen Tag, dass wir ihr eine zweite Chance und ein erstes richtiges Zuhause gegeben haben.
Viele Grüße an das Team
D. & S.’ 

Liebe S., lieber D., WIR danken EUCH für 12 Jahre, die Ihr Jacky ein richtig schönes „Hundeleben“ geschenkt habt. Und selbstverständlich nehmen wir es Euch nicht übel, dass Ihr Euch erst jetzt gemeldet habt – jeder geht mit der Trauer anders um, und auch Luna brauchte Euch. Jackys Kindheit konnte sie aufgrund der Liebe, Geborgenheit und Sicherheit, die sie bei Euch bekam, vergessen. Unser ganz herzliches Danke dafür! Wir hoffen und wünschen Euch, dass die Trauer um Jacky inzwischen erträglicher geworden ist und dass die Erinnerungen an die schönen Jahre mit ihr die Trauer überwiegen.

Das Team der Nothilfe für Polarhunde