Toya

Dez 31, 2023

Ich hatt’ einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
(Ludwig Uhland)

* ca. 2006 † 11.11.2023

Lange, sehr lange ist es her: 2009 kam Toya aus wenig guten Haltungsbedingungen in unsere Station, damals noch Horb/Schwarzwald, wurde vermittelt, kam aber zurück – vermutlich war Toya mit dem Leben in einer Familie mit Kindern überfordert gewesen. Nach ihrer Rückkehr in die Station bekam Toya Nanouk als Partner, einen bis auf Schuss- oder Gewittersituationen sehr ausgeglichenen Rüden, und Toya fand „Halt“ bei ihm. Es dauerte nicht lange, bis Toya eine Interessentin hatte, aus deren einstigem Fünfer-Rudel kurz hintereinander zwei Hunde verstorben waren. Nach einer Zeit der intensiven Trauer wollte die Interessentin, Tierschützerin mit Leib und Seele, wieder einem Notfellchen einen Lebensplatz bieten und hatte sich auf unserer Website Toya ausgesucht. Ende Juli 2009 kam die Interessentin mit ihren drei Mädels Zini, Tripode und Maika aus der Schweiz in unsere Station, um Toya persönlich kennen zu lernen. Gemeinsam mit Nanouk ging es auf einen Spaziergang, an dessen Ende feststand, dass nicht nur Toya, sondern auch Nanouk Eidgenossen werden sollten. Das neu entstandene Fünfer-Rudel hatte so gut harmoniert, und es fühlte sich für das Frauchen einfach wieder „ganz“ an. Zuhause angekommen zeigte Toya nicht das erwartete Verhalten: Toya war in keiner Form ängstlich oder schnell zu beunruhigen – ein Zeichen dafür, dass sie sich mehr als wohl und sicher fühlte in ihrem neuen Rudel. Toya war offenbar sofort angekommen, die dritte Familie war die absolut richtige, Toya war endlich zuhause. Nach über 14 Jahren erhielten wir vom Frauchen folgende Mail: «Leider eine traurige Nachricht. Aber voller Dankbarkeit für diesen wundervollen Hund!»

Und weiter an Toya gerichtet:

«Allerliebste Toya, mein Canis Skookumis Autisticus …,

nun hast auch du dich, in deinem 18ten Lebensjahr entschieden, das Silbergeschirr vom Haken zu nehmen und über die Regenbogenbrücke auf die andere Seite des Zauns zu trotten.

Liebe Toya, du warst ein ganz aussergewöhnlicher Hund! Wir haben dich damals, vor Umzug der NfP nach Gauselfingen/Burladingen, zusammen mit deinem Gehegegenossen Nanook, noch in der alten Station in Horb abgeholt.
Irgendwie hatte deine erste Vermittlung nicht geklappt, und man hat dich zurückgebracht. Das war mein Glück! So bist du zu uns gekommen. Man hat uns «gewarnt», dass du wohl ein kleiner «Schisser» seist und hin und wieder vor Schreck eine Pfütze hinterlassen würdest. Ja? Nein!!! Hier nie passiert … klar merkte man, dass du wohl etwas isoliert aufgewachsen bist, aber das tat deiner ganzen Erscheinung und deiner Präsenz keinen Abbruch! Du warst vom ersten Tag an ein Top Leader! Unglaublich! Neben deiner autarken Schönheit warst du ein so liebenswertes Wesen.

Nun denn, mein Herz ist schwer, aber ich will nicht undankbar sein, denn nicht jedem ist eine so lange Zeit mit seinem Hundewegbegleiter beschieden. Dennoch fehlst du so unglaublich. Als deine Beinchen etwas zittriger wurden, hast du deinen Rolli bekommen, wie alle unserer Rentner, mit diesem konntest du wieder durch die Felder und Wälder sausen. Du hattest nie irgendwelche Krankheiten! Den Tierarzt hast du nur zum Impfen und zum Oldie-Check besucht.

Dann plötzlich, vor circa vier Monaten, hast du einen Epileptischen Anfall bekommen. Ich habe viel gekannt, schlimme Sachen bei so vielen Hunden, aber live hatte ich noch nie so einen Anfall erlebt. Ich war geschockt, erkannte aber aufgrund der Symptome, was es war. Nach dem Besuch beim Tierarz, war ich ausgerüstet mit Medikamenten, welche ich dir im akuten Fall verabreichen kann. Eine herkömmliche Medikation bei dieser Krankheit wäre in deinem Fall aufgrund deines Alters und der Leberwerte kontraproduktiv gewesen. Die Anfälle waren wenige, aber am Schluss hattest du einige hintereinander, so dass von einer vermuteten Umfangsvermehrung im Gehirn ausgegangen werden musste. Du konntest nicht mehr aufstehen, und mit zerrissenen Herzen mussten wir ein an alle unsere Hunde gegebenes Versprechen einlösen.

Du bist friedlich in meinen Armen eingeschlafen. Einen Tag zuvor spannte sich ein Regenbogen über unser Haus. Hm … vielleicht haben die dir vorangegangenen ihn geschickt? Ich bin sicher, sie erwarten dich voller Freude und mit lächelnden Gesichtern nehmen sie dich in Empfang.

… Ich hatte einen Kameraden … einen bessren findest du nicht …»

Liebe Frau N.-V., obwohl die meisten aus unserem heutigen Team Toya nicht kennen, trieben uns Ihre Worte die Tränen in die Augen. Man merkt aus jeder Zeile Ihre enge Bindung, Ihre Liebe und dass Toya eine ganz besondere Hunde-Persönlichkeit war. Sicher, Sie hatten eine lange gemeinsame Zeit, Toya hatte ein langes schönes Leben – aber das macht den Abschied nicht einfacher, und wie schwer so ein Abschied ist, das wissen wir alle. Wir wünschen Ihnen Kraft für die Bewältigung der Trauer, und wir möchten Ihnen sehr herzlichen danken für dieses Leben, das Sie Toya geschenkt haben, und dafür, dass Sie Toya bis zum Regenbogen begleitet haben und in Ihrem Herzen behalten.

Das Team der Nothilfe für Polarhunde